Altliga-Fußballer begleitet seit 22 Jahren das Inklusions-Spiel zwischen Lebenshilfe Olpe und Eintracht Kleusheim
Jubel bei der Mannschaft der Lebenshilfe nach der Siegerehrung. Siegbert Hengstebeck (weißes Trikot und Kapitänsbinde) übergab den Pokal. Foto: Meinolf Wagner
Altenkleusheim Lebenshilfe Olpe und Fußball bei Eintracht Kleusheim sind seit Jahr und Tag eine Erfolgsgeschichte und eine schöne Tradition. Von Beginn an begleitete Siegbert Hengstebeck, Kapitän der Altliga-Mannschaft von Eintracht Kleusheim, ehrenamtlich sein Herzensprojekt, das alljährliche Treffen beider Seiten, gemeinsam mit vielen Unterstützern.
Nach 22 Jahren geht Siegbert Hengstebeck nun von Bord. Wie auf dem Pokal zu sehen ist, fand das erste Spiel zwischen der „Lebenshilfe“ und der Kleusheimer Altliga 2002 statt. „Es war an der Zeit, den Platz für neue Ideen und Wege freizumachen“, sagte er zum Abschluss, „es hat sich für beide Seiten gelohnt, es war eine Win-Win-Situation.“ Zum einen werde die Lebenshilfe in den Blick der Öffentlichkeit gestellt und zum anderen wird den Bewohnern durch den Sport Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl vermittelt.
Er gehe „mit zwei lachenden Augen“, bemerkte er. Einerseits, weil er der Lebenshilfe über einen so langen Zeitraum habe helfen können. Und weil er mit Bernd Schulze, der nun auch Kapitän der Altliga geworden ist, und Moritz Rath zwei Ansprechpartner und Organisatoren gefunden habe. Diese anspruchsvollen Tätigkeiten werden vertrauensvoll weitergeführt. Bernd Schulze: „In erster Linie haben wir Spaß am Fußball, aber auch an der ehrenamtlichen Tätigkeit. Die sollte in der heutigen Zeit auf mehrere Schultern verteilt sein.“
Siegbert Hengstebeck (2. von links) gibt nach 22 Jahren seine ehrenamtliche Tätigkeit vom jährlichen Fußballspiel zwischen den Bewohnern der Lebenshilfe Villa Müller in jüngere Hände. Moritz Rath ganz links und Bernd Schulze ganz rechts übernehmen. Vorne Tobi Lammert mit dem Wanderpokal. Foto: Meinolf Wagner
Hier ist sportliche Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung gelebte Selbstverständlichkeit – und das bereits zu einer Zeit, als viele den Begriff Inklusion noch gar nicht kannten.
Barbara Glees, Wohnstättenleitung der Lebenshilfe Wohnen in Olpe
In seiner letzten Ansprache in der Villa Müller blickte Siegbert Hengstebeck auf die aktuellen Ereignisse zurück: „Nachdem die Corona-Pandemie überstanden war treten nun Kriege, Flucht und Hungersnöte in den Vordergrund. Digitalisierung und künstliche Intelligenz machen das Leben nicht immer einfacher und bergen auch hohe, zum Teil unbekannte Risiken“. Dennoch: „Dies blenden wir jetzt aus und freuen uns, dass wir hier eine funktionierende Gemeinschaft erleben dürfen.“
Die Ergebnisse der Benefizspiele waren in all den Jahren zweitrangig. Hauptsache ist, die Aktiven der Lebenshilfe, die sich trotz ihrer Handicaps für den Fußball interessieren, kamen auf ihre Kosten. Stets war diese Begegnung der Höhepunkt des Jahres und steht als fester Bestandteil im Kalender. Die Treffen waren entweder auf dem Platz oder beim Gegenbesuch in der Villa Müller, außer während der Zeit der Corona-Pandemie immer ein fester Bestandteil. So wie jetzt in der Villa Müller in Olpe. „Wir möchten sehen und erfahren, wie Menschen mit Behinderung ihren Alltag verbringen“, erklärte Siegbert Hengstebeck. „ Es ist immer ein unvergesslicher Abend ob auf dem Platz oder in der Villa Müller, denn es ist Inklusion pur.“
Barbara Glees, Wohnstättenleitung der Lebenshilfe Wohnen in Olpe, wertet das Traditionsspiel gegen die Altligisten als beispielhaften Baustein im inklusiv ausgerichteten Freizeitprogramm. „Hier ist die sportliche Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung gelebte Selbstverständlichkeit – und das bereits zu einer Zeit, als viele den Begriff Inklusion noch gar nicht kannten.“ Glees richtete großen Dank an Siegbert Hengstebeck. „Durch engagierte Personen wie ihn können Freundschaften auch über viele Jahre aufrecht erhalten und immer weiter ausgebaut werden. Wir freuen uns aber auch auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit und viele gemeinsame Aktionen mit den Kleusheimern.“
Quelle: Westfalenpost (Autor Meinolf Wagner)